Die Leiden des jungen Spielleiters.
Ein SL heult sich aus.

Dieser Kommentar ist an all jene Kollegen gewidmet, die ebenso wie, ich viel Zeit hinter dem Spielleiterschirm verbringen anstatt vor ihm zu sitzen.
Ich frage mich immer wieder, warum man die Wesenszüge einiger NSCs genauestens ausarbeitet und versucht ihnen eine Persönlichkeit einzuhauchen, zu begründen warum sie so handeln, wie sie handeln. Ist es nicht so das es in vielen Fällen den Charakteren völlig egal ist, wen sie da gerade geeken und daß derjenige vielleicht gar nicht hätte sterben müssen. Nun, wie soll ich mich jetzt in den nächsten Abenteuern verhalten, soll ich aufgeben den NSCs eine Persönlichkeit zu geben, soll ich wie manche Charaktere ebenfalls zuerst schießen und dann Fragen: "Warum?" Zu verstehen ist diese Haltung "Besser Du als ich" ja, werden die Schatten doch von ihr regiert.
Da komme ich aber schon zu einem weiteren Problem, "seien sie gnädig" oder wie heißt es so schön im SR2-Hauptbuch. Wenn meine Gruppe in einen Hinterhalt läuft und die NSCs so handeln würden wie viele Charaktere dann könnte ich meinen Leuten das Hauptbuch zuwerfen und sagen: "Hey, Charaktererschaffung dauert nicht so lange." Lasse ich die Charaktere aber noch einmal mit einem blauen Auge davonkommen, so habe ich da doch tatsächlich immer noch ein paar Spezies, die meinen, Sie wären die Helden; also doch das Hauptbuch?
Nur wie handhabe ich es einen Charakter sterben zu lassen? Ich meine es sollte ein absoluter Ausnahme-Fall sein, weil es einfach keinen Spaß macht seinen lieb gewonnenen Charakter durch einen Heckenschützen zu verlieren ohne eine reelle Chance gehabt zu haben. Nur wenn nie ein Charakter stirbt, geht dann nicht die Angst verloren, die bei jedem Run dabei sein sollte - Diese wahre Angst, seinen eigenen Arsch zu verlieren, die für jeden Runner ungefähr zentausend Prozent höher ist als für einen Norm?
Ein weiterer Konflikt in den ich als Spielleiter immer wieder komme ist der in wie weit ich Charakteren helfen kann in einem Run weiterzukommen. Sind die Runner mal wieder zu blöde den offensichtlichen nächsten Schritt zu sehen oder ist das, was ich mir ausgedacht habe, tatsächlich zu schwer? Und was mache ich falls die Runner wirklich zu dämlich sind und mir der "Nur keine Panik" - Absatz auch nicht weiterhilft? Soll ich den Run dann als gescheitert ansehen? Nun ja, konsequent und gerecht wäre es vielleicht, aber soll damit auch die ganze Arbeit in dem Run für den Mülleimer gewesen sein? Und was fange ich mit dem angebrochenen Abend an? Ein neues Abenteuer kann ich mir auch nicht aus den Rippen scheiden, tja Flaute bei eurem Johnsen.. oder sollte ich vielleicht doch dem meisterlichen Tip rüberkommen lassen? In der Hoffnung das Spieler daraus lernen?

Alles in allem muß ich sagen, daß Spielleiter sein ein viel anstrengenderer Job ist als Spieler, den schmalen Grat zwischen Gnade und Härte, zwischen Spiel und Realismus und zwischen Charakterwissen und Sielerwissen zu finden ist äußerst schwer. Und dabei noch einen für alle Seiten spannenden Spielabend hinzulegen ist fast einen größere Heldentat als einen großen Drachen über's Ohr zu hauen. Ich persönlich kann bisher nur von einem Run behaupten das er dermaßen gut gelaufen ist, aber na ja, auch Spielleiter müssen lernen.
Trotzdem viel Spaß für alle eure Shadowrun Sessions und haltet die Spieler kurz, was Karma angeht, aber vor allem was Geld angeht.

See ya in Hell, FlappyTM.
(16. Aug. 2000)



Ich denke was Big Ben euch schon seid längerem sagen möchte ist, daß die Urheberrechte beim Autor liegen. (Oh man das war jetzt wirklich überflüssig) -- FlappyTM