Walzer, Punks & Schwarzes Ice:

 

1. Modulwandbauweise

2. ADL : Die Mächte - Grundsätzliches

3. Bundesgrenzschutz

4. Landespolizei, Teil II

5. Berlin : Die Zeit danach

Einleitung:

 

Noch ´ne Kritik. Tja - so ist das eben. Wenn man einmal damit anfängt, gewisse Veröffentlichun-gen nicht einfach gedankenlos zu konsumieren, sondern etwas kritischer zu betrachten, fallen einem immer mehr Dinge auf, zu denen man sich einfach äußern muß, weil man sie so einfach nicht stehen lassen kann. Das war bei den Waffen des Chrom & Dioxin schon so und setzt sich bei Walzer, Punks und Schwarzes Ice immer häufiger fort.

Das Problem an der ganzen Sache ist eben, daß jemandem, der sich mit den angesprochenen Be-reichen nicht so gut auskennt oder sich nicht eingehender damit beschäftigt hat oder nur die bereits ins Deutsche übersetzten Shadowrun-Werke kennt, diese Dinge ganz einfach nicht auffallen können.

Hier beweist sich eine sehr, sehr alte Wahrheit : Wissen ist Macht.

Man kann als Autor über so ziemlich alles schreiben, was es gibt. Man hat grenzenlose Freiheiten - und das ist schließlich auch das Reizvolle an der ganzen Sache. Nur muß man sich entweder in dem Fachbereich, über den man besonders gerne schreibt, sehr gut auskennen oder gewisse Formulierun-gen vermeiden bzw. bestimmte Grenzen einhalten, die zu überschreiten Unwissenheit der Materie oder unzureichende Vorbereitung des Projekts für jene enthüllen würde, die eben mehr davon ver-stehen als man selber.

Man kann vieles so allgemein halten, daß die dahintersteckende Unwissenheit oder Einfallslosigkeit nicht offen zutage tritt. Man kann sich aber auch durch allgemeinere Formulierungen elegant aus der Affäre ziehen. All das ist möglich. Tatsächlich aber ist eine gewisse Sachkenntnis dringend erforder-lich, weil man - allgemeine Formulierungen hin oder her - irgendwann zwangsläufig auf die Nase fällt.

Derartige Dinge sind mir beim Lesen des Walzer, Punks & Schwarzes Ice gleich mehrfach auf-gefallen. Es sind natürlich immer Bereiche, die mir sehr gut bekannt sind, weil sie ganz einfach zu meinem Hobby gehören und ich die entsprechende Literatur dazu zur Verfügung habe. Andere Dinge

kann man ganz einfach erkennen, indem man sie mit simpler Logik erschließt ( - kann das sein oder nicht und wenn es nicht sein kann, warum ? oder : Ist das sinnvoll oder nicht ? ).

Da ich nicht von jedem erwarten kann, daß er sich in diesem speziellen Bereich auskennt, muß ich es denen erklären, die es nicht wissen. Das ist für mich kein Problem - aber die Kommentare werden dadurch immer länger. Allen denjenigen, denen diese Kommentare zu lang sind, sei gesagt, daß ich es für notwendig halte, soviel zu erklären, weil eine Expertendiskussion nur für die beteiligten Exper-ten interessant ist und für niemanden sonst.

Davon abgesehen finde ich es ziemlich billig, wenn man sich auf Aussagen wie " alles Scheiße " be-schränkt und nicht begründen kann, warum etwas schlecht sein soll. In diesem Zusammenhang sind Aussagen wie " besserwisserisches Gequatsche " als Antwort auf meine Anmerkungen ebenso billig.

Wenn man etwas schon nicht gut findet, sollte man doch imstande sein, zu sagen warum. Eine Dis-kussion anstelle unqualifizierter Aussagen ist zwar umständlicher, aber wesentlich wertvoller.

Mir sind beim Lesen des Walzer, Punks & Schwarzes Ice viele Dinge aufgefallen, die mein Co-Autor und ich in unseren Rezensionen lang und breit diskutiert haben. Weil wir uns über viele dieser Dinge geärgert haben, mußten wir uns einfach mitteilen - auch um zu sehen, ob jemand diese Mei-nung teilt oder nicht. Man lernt schließlich nur etwas, wenn man zur Diskussion mit anderen bereit ist. Und da man nie aufhören sollte zu lernen, ...

Wie immer gilt auch hier, daß ich an eurer Meinung interessiert bin. Also tut euch keinen Zwang an und schreibt sie mir.

 

Christian Boisten

 

 

1. Modulwandbauweise:

 

Am Konzept der Modulwandbauweise ist grundsätzlich nichts auszusetzen. Japanische Baufirmen wie Toyota ( die stellen nicht nur Autos her ) verwenden derartige Systeme bereits, auch wenn sie wenig beliebt sind. Mit der Modulbauweise ist man imstande, ein eingeschossiges Haus in etwa acht Stunden komplett mit Dach zu errichten.

Es erscheint logisch, daß man im Jahre 2057 in der Lage sein wird, Hochhäuser oder auch Arko-logien auf diese Weise zu bauen. Auch erlauben die Module einen einfacheren Ausbau, indem man ein Modul durch ein größeres ersetzt. Aber wie gesagt - daran liegt es nicht.

Das Problem liegt im - ach so einfachen - der Austausch der Module. Die Module auszutauschen, die gleichzeitig die Außenwand bilden, ist sicherlich kein Problem. Aber was ist mit den Modulen, die beispielsweise die Mitte des Hauses ausmachen, die also von allen Seiten von anderen Modulen umgeben sind. Da sich die umgebenden Module sicherlich nicht in Luft auflösen werden, müßte man zuerst die Module entfernen, die sich drumherum befinden, um überhaupt an das fragliche Modul zu kommen. Gerade bei einer Arkologie dürfte sich dieses Vorhaben als äußerst interessant erweisen.

Was passiert dann übrigens mit den Modulen, die sich über dem zu entfernenden Modul befinden ?

Diese müßten entweder frei schwebend in der Luft ausharren, bis der Austausch vollzogen wurde

( it´s a kind of magic ) oder durch eine Zwischendecke ( was wahrscheinlicher sein dürfte ) gehalten werden. Die Existenz einer Zwischendecke setzt allerdings stützende Elemente wie Träger voraus, was in einer Stahlkonstruktion ( oder ähnlichem ) enden müßte. Die Module können nun einmal nur schwer in der Luft schweben. Bei mehreren Etagen ( wie bei einer Arkologie z.B. ) muß ab der ersten Etage eine Stützkonstruktion vorhanden sein, sonst kann man die einzelnen Module nicht austauschen, ohne das andere abstürzen.

Der Vorteil der Modulbauweise soll aber doch sein, daß Zwischendecken, Stützkonstruktionen und Wände wegfallen, oder ? Und wenn man Zwischendecken ziehen und Stützkonstruktionen bauen muß, warum zieht man dann nicht die Konsequenz und baut das Ganze auf althergebrachte Weise ?

Das Liftsystem " guter Modulhäuser " wirft ebenfalls Fragen auf. Wie soll der Austausch von Modulen stattfinden ? Man hebt das auszutauschende Modul an und stellt es an einen anderen Platz ?

In diesem Fall müßte man über dem Dach des Moduls eine Zwischendecke einziehen, an der der Lift hängt, der das Modul bewegen soll. Zudem muß es einen mindestens drei Meter hohen Zwi-schenraum zwischen dem Dach des Moduls und der Zwischendecke geben, da man sonst das Modul nicht anheben kann. Wo kein Platz ist, weil ein Modul direkt auf dem Dach des anderen steht, kann man auch kein Modul anheben. Wo soll denn dann das Modul darüber hin - sich in Luft auflösen ?

Der drei Meter große Zwischenraum, der zum Bewegen der Module nötig wäre, ist nicht wirt-schaftlich, da man den Raum mit weiteren Modulen füllen könnte. Es ist Platzverschwendung, aber wie will man sonst in einem mehrstöckigen Wohnhaus die Module austauschen ?

Das ist wie mit Bauklötzen, die man aufeinanderstapelt. Man kann die innen gelegenen nicht ent-fernen, ohne die außen gelegenen zuerst zu entfernen.

Selbst in einer Arkologie, in der man ja eigentlich genug Platz haben müßte, müßte man Stützkons-truktionen und Zwischendecken bauen und genug Platz um die Moduleinheiten herum freilassen, um die Module bewegen zu können. Das bedeutet viel brachliegende Fläche, die man für andere Zwecke nutzen könnte aber nicht nutzen darf, weil man sonst die Module nicht herausbekommt. Und das kann kaum wirtschaftlich sein. Und selbst mit den modersten Maschinen bleibt die ganze Sache zu aufwendig, um wirtschaftlich zu sein.

Das ein Konzernexec umzieht und dabei seine Modulbauwohnung mitnehmen will, mag den Auf-wand und die Kosten noch wert sein. Auf der Execetage ist wahrscheinlich auch genug Platz, um die Module entfernen zu können.

Aber was ist mit Datenbearbeiter Nr. 102456, 5, der in Wohnung 986541 der Saeder-Krupp Arkologie Essen wohnt und nach Kalifornien versetzt wurde ? Lohnt sich der Aufwand ? Oder ist es einfacher, Datenbearbeiter Nr. 102456, 5 zwei Tage zum Packen zu geben, ihn dann mit den besten Wünschen ins nächste Konzernshuttle zu setzen, das ihn zum Flughafen bringt, wo sein Flug in son-nige Kalifornien wartet ?

Ob vertraute Umgebung ( d.h. mitgelieferte Modulwohnung ) oder nicht, Datenbearbeiter Nr. 102456, 5 muß sich sowieso an die neue Umgebung gewöhnen, denn er wird ja irgendwann seine vertrauten vier Wände mal verlassen müssen - um z.B. zu arbeiten.

Die Modulbauweise ist insgesamt brauchbar. Man sollte jedoch die Abschnitte über das leichte Austauschen und das Verschicken von Konzernangestellten samt Wohnung schnell wieder verges-sen, wenn es sich bei dem vorliegenden Häusertyp nicht um eine Konstruktion handelt, bei der man von allen Seiten an jedes Modul problemlos herankommt. Das würde bedeuten, daß jedes Modul auch Außenwand sein muß. Bei kleineren Häusern geht das, aber nicht bei Arkologien und Hochhäusern mit entsprechend großer Grundfläche.

 

2. ADL : Die Mächte - Grundsätzliches:

 

Es scheint einfacher zu sein, daß bestehende Polizei-System völlig zu kippen und sich an seiner Stelle etwas völlig neues auszudenken, anstatt das bestehende mit all seinen Stärken und Schwächen kennenzulernen und es als Grundlage für die Polizei der ADL des Jahres 2057 zu verwenden.

Warum sollte man sich die Mühe machen, das bestehende System kennenzulernen ? Und wo ist der Unterschied dabei ?

 

Ganz einfach : Wenn man die bestehende Ordnung völlig abreißt ( d.h. für völlig nichtig erklärt ), ist es sehr, sehr einfach für einen Autor, etwas neues zu erschaffen, da er sich an nichts halten muß. Er braucht sich nicht an das bestehende Polizeisystem zu halten, wenn er sein eigenes, neues System aufbaut - denn er hat es ja von vorn herein ausgeklammert. Es ist einfacher - aber auch besser ?

Eine andere Methode ist es, sich mit dem bestehenden System auseinanderzusetzen und es kennen-zulernen. Das so erworbene Wissen verbindet man dann mit seinem Wissen über das Shadowrun-Universum und kann so eine Polizei entwickeln, die wesentlich näher an der Realität ist.

Aus meiner Sicht der Dinge ist die zweite Methode besser, weil sie ( und nur sie ) dem Autor Realitätsnähe ermöglicht und ihn gleichsam davon abhält, gewisse Fehler zu machen, die seine Un-kenntnis bestimmter wichtiger Grundsätze enthüllen würden.

Moment mal - Realitätsnähe ? Das ist doch nur ein Rollenspiel und Science Fiction noch dazu - was wollen wir hier mit Realitätsnähe ?

Wer so denkt, sei an dieser Stelle an die Einleitung des Cyberpirates ! verwiesen, in der ganz deutlich auf den Realitätsbezug des Shadowrun-Universums hingewiesen wird.

Die Verwendung des alten Systems ist auch deshalb realistischer, weil man sich so in die betref-fenden Kreise in einer Art und Weise hineindenken kann, die sich einem sonst nie erschlossen hätte. Wenn man noch nie Kontakt mit einem Polizisten gehabt ( - oder schon mal schlechte Erfahrungen mit Polizisten gehabt ) hat, wird es einem schwerfallen, etwas zu schreiben, das auch von Leuten unterschrieben wird, die sich mit der Materie besser auskennen.

Zudem trägt nur die zweite Methode der Geschichte Rechnung. Man kann einen Staat viel besser verstehen, wenn man sich mit seiner Geschichte beschäftigt hat. Man bekommt das richtige Gefühl für die Sache, weil jeder Staat durch seine Geschichte definiert wird. Gleiches gilt ( meiner Meinung nach ) auch für staatliche Institutionen.

Zum Beispiel : Sieht man sich die Geschichte Tir na nOgs an, die über lange Jahre vom Bürger-krieg in Nordirland beprägt wurde ( und wird ), kann man verstehen, warum die Waffengesetze und die Polizei dort so hart sind wie sie sind.

 

Im Falle des ersten Deutschland in den Schatten Quellenbuches hat man die Aufgabengebiete der einzelnen Institutionen nur kurz umrissen und jedem seine eigene Interpretation der Dinge über-lassen. Das ist völlig ausreichend. In den offiziellen Quellenbüchern wie dem London Sourcebook findet man auch nicht mehr zum Thema Polizei. Oder wollt ihr ein eigenes Quellenbuch über die Polizei der ADL ? Ist das wirklich nötig ?

Ich denke nicht. Wer wirklich mehr über einen Rent-a-Cop-Konzern wissen will, dem sei das Lone Star Sourcebook empfohlen, das aller Wahrscheinlichkeit nach auch als Vorlage für den Abschnitt über die Polizei der Länder im Walzer, Punks & Schwarzes Ice herhalten mußte. Das dort enthal-tene Wissen kann man zur Erschaffung jedes beliebigen Rent-a-Cop-Konzerns heranziehen.

 

3. Bundesgrenzschutz:

 

Es sollte auffallen, daß in dem betreffenden Text auf Seite 105 des Walzer, Punks & Schwarzes Ice IMMER vom BGS die Rede ist. Auch in späteren Anschnitten wird IMMER vom BGS ge-sprochen.

 

Das ist deshalb wichtig, weil man beim Lesen dieses Abschnitts schnell den Eindruck bekommt, der gesamte BGS wäre zur Terrorbekämpfung ausgebildet und ausgestattet. Bei der Größe des BGS ist das jedoch nicht möglich. Das wäre eine Truppe von über 35.000 Terroristenjägern ! So viele Terroristen gibt es gar nicht, als man mit so einer Armee bekämpfen könnte. Zudem war die Be-kämpfung von Spionage noch nie Sache des BGS, sondern des BND ( Bundes-Nachrichtendienst ) und des MAD ( Militärischer Abschirmdienst ) und u.U. des Verfassungsschutzes.

 

Der Bundesgrenzschutz ist nicht etwa mit dem amerikanischen SWAT, sondern allerhöchstens mit der amerikanischen Nationalgarde vergleichbar, da er nicht nur den kriegsrechtlichen Status eines Kombattanten besitzt und im Verteidigungsfall der Bundeswehr zur Seite stehen würde, sondern auch wie eine Armee aufgebaut ist und Zugang zu militärischen Waffen hat - und das schon heute. Trotzdem untersteht der BGS dem Innenminister.

Zur Bekämpfung von Terroristen wurde 1972 die mittlerweile schon berühmte Grenzschutzgrup-pe ( GSG ) 9 ins Leben gerufen, die auch heute noch im Dienst ist. Die GSG 9 gilt als eine der besten Anti-Terror Einheiten der Welt. Die GSG 9 ist jedoch nur ein kleiner Teil des BGS.

 

Andere Spezial / Anti-Terror Einheiten sind z.B. der SAS ( Special Air Service - Großbritannien ), GIGN ( Groupe d´Intervention Gendarmerie Nationale - paramilitärische Spezialeinheit - Frank- reich ), GEK ( Gendarmerie-Einsatz-Kommando - Österreich ), BBE ( Bijzondere Bijstands Eenheit - Spezialeinheit der niederländischen Marine ), ESI ( Escadron Special d´Intervention - Belgien ), Delta Force ( First Special Forces Detachment Delta ( Airborne ), auch 1st SFOD-D, Spezialeinheit der US Special Forces ), SEAL TEAM SIX ( Abkürzung aus Sea, Air, Land - Kampfschwimmer- Spezialtruppe der US-Navy ), Brigarde Especial Operativa Halcon ( Spezialeinheit der Polizei von Buenos Aires ).

Die oben genannten Einheiten sind Spezialeinheiten, die ( wenn auch nicht immer ausschließlich ) zur Bekämpfung von Terroristen ausgebildet sind und gegen solche eingesetzt werden. Manche der oben genannten Gruppen wurden ausschließlich zur Terrorbekämpfung aufgestellt und unterstehen dem jeweiligen Innenminister, andere ( wie der SAS zum Beispiel ) haben einen eindeutig militäri-schen Hintergrund, unterhalten aber spezielle Teams zur Terrorbekämpfung und wieder andere sind Spezialeinheiten der Polizei und mit dem deutschen SEK ( Sondereinsatzkommando ) oder dem amerikanischen SWAT ( Special Weapons and Tactics - auch Spezial Weapons Assault Team ) vergleichbar.

 

Man kann den BGS bzw. die GSG 9 nicht mit einem SWAT-Team vergleichen. Und das nicht etwa, weil ein SWAT-Team nur " special weapons " hat, die GSG 9 hingegen über militärische Hardware verfügt - denn das ist Unsinn.

Der Ausdruck " special weapons " besagt einfach, daß diese Polizeitruppe über Waffen verfügt, die dem normalen Polizisten nicht zu Verfügung stehen. In den USA sind das vollautomatische Maschi-nenpistolen, Sturmgewehre, Granaten, Granatwerfer und ähnliche quasi-militärische Gerätschaften.

Die SWAT-Teams sind das amerikanische Gegenstück zu SEKs und unterstehen der Polizeibe-hörde der jeweiligen Stadt, nicht der Armee und nicht direkt dem Innenminister. Sie sind für Bank-überfälle mit Geiselnahmen und andere lokale Extremsituationen ausgebildet und ausgerüstet.

SWAT-Teams haben deshalb keine Milspec-Ausrüstung, weil sie keine brauchen. Was würde passieren, wenn ein SWAT-Team eine Geiselnahme mit schweren Maschinengewehren beenden würde ? Ganz einfach : Alle Geiseln und u.U. auch alle Geiselnehmer wären tot und der Sachschaden wäre beträchtlich. Schwere Maschinengewehre sind eben nicht präzise genug, um einen Mann auszu-

schalten, der eine Geisel vor sich herschiebt. Das SMG würde einen Feuerstoß produzieren, der die Geisel und den Geiselnehmer tötet und große Stücke aus der Wand dahinter hinaussprengt. Ist das im Sinne einer Geiselbefreiung ? Vermutlich weniger, oder !?

Militärwaffen wie besagtes SMG sind eben nicht für diese Art von Einsatz gedacht. Sie richten mehr Schaden an als sie nutzen. Deshalb verwenden SWAT-Teams oder SEKs sie auch nicht.

 

Spezialeinheiten wie die GSG 9 oder der SAS hingegen operieren sowohl inner- als auch außerhalb der Landesgrenzen. Sie gehören sozusagen zur Bundesliga unter den Spezialeinheiten.

Aufgaben solcher Spezialeinheiten ( zu denen auch die französische Fremdenlegion gehört ) kön-nen militärischer Natur sein ( gerade bei SAS, Delta Force und SEAL Team Six ), haben aber meis-tens mit Geiselbefreiung im Ausland zu tun. So wurden GSG 9 Einheiten nach Mogadishu geflogen, um die Landshut-Geiseln zu befreien.

Spezialeinheiten wie die GSG 9 tun nichts anderes, als sich auf Extremsituationen vorzubereiten und führen nur spezielle Aufträge aus. Sie akzeptieren nur die Besten der besten und sieben während der Erprobungsphasen alle diejenigen heraus, die sich nach ihrem Dafürhalten nicht für diesen spe-ziellen Dienst eignen. Die Ausbildung ist ( para ) militärisch ( Fallschirmspringen, Survival u.v.m. ) und steht immer im Vordergrund, solange kein Auftrag vorliegt.

 

SEK-Beamte kommen aus dem normalen Polizeidienst und werden auch ausgesucht und speziell ausgebildet. Ihre Ausbildung ist jedoch nicht paramilitärisch, sondern größtenteils auf die Befreiung von Geiseln und ähnlicher Extremsituationen, die in einer Stadt vorkommen können, ausgerichtet.

Warum sollte ein SEK-Beamter z.B. Fallschirmspringen lernen ? Um über der Bank abzuspringen, in der Geiseln gehalten werden, wenn er mit dem Dienstfahrzeug viel schneller ( sicherer und beque-mer ) dort ankommt ? Macht irgendwie wenig Sinn.

Es sollte mittlerweile jedem aufgefallen sein, daß der Versuch, eine Organisation wie die GSG 9 mit SWAT oder SEK zu vergleichen, nicht nur hinkt, sondern schon eher einen Rollstuhl braucht. Es ist etwa so, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen.

 

Das der BGS bei Demonstrationen eingesetzt wird, um die Ausübung der freien Meinungsäußer-ung sicherzustellen, zeigt, daß die betreffenden Regierungsstellen noch an eben dieser freien Mei-nungsäußerung interessiert sind. Warum aber sollten Regierungsstellen, die an der Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit interessiert sind, dann den Polizeidienst, der DAS MITTEL zur Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit durch die Länder ist, ausgerechnet den Konzernen überlassen ?

Das der Staat den Polizeidienst privaten Firmen überläßt paßt einfach nicht zu dem Wunsch der Einhaltung der Gesetze. Außerdem ist es viel zu umständlich und kostspielig. Selbst im Jahre 2057 wird man wohl noch zu logischem und aus Sicht der Politiker macherhaltendem Denken imstande sein. Oder ist nur der Bund, und nicht die Länder an der Einhaltung der Gesetze interessiert ? Da sowohl der Bund als auch die Landespolitiker ( mehr oder weniger ) demokratisch gewählt wurden paßt das leider irgendwie nicht.

Das Problem wäre nicht das, was es ist, wenn die ADL wie die UCAS völlig am Boden gelegen und nur durch die Hilfe der Konzerne überlebt hätte. Obwohl die ADL eine chaotische Geschichte hinter sich hat, ist es nie soweit gekommen, daß die Konzerne den deutschen Staat oder ein deut-sches Bundesland als Ganzes hätten retten müssen, um ihm anschließend die Bedingungen diktieren zu können. Dieser Fall ist in der Geschichte der ADL jedoch nie eingetreten.

Was in den USA Sache einzelner Städte ist, ist in Deutschland Sache des Bundeslandes, und be-trifft auch Bundesgesetze. In Deutschland ( und damit auch in der ADL ) herrschen also ganz andere Relationen als in den USA. Andere Länder, andere Sitten. Anstatt schlecht zu kopieren sollte man es lieber ganz sein lassen.

Eigenständige Konzepte erkennt man vor allem daran, daß sie von anderen abweichen. Wenn man die Kopie allzu leicht als solche erkennen kann, ist sie schlecht.

 

4. Landespolizei, Teil II:

 

Nachdem ich mich in meiner ersten Rezension über dieses Thema mit dem grundsätzlichen Kon-zept des Artikels über die Landespolizei auseinandergesetzt und erklärt habe, warum ich es für wenig sinnvoll halte ( der Zusammenhang zwischen der ( neuen ) Landespolizei und dem Nordamerika- sowie dem Lone Star Quellenbuch sind leider viel zu offensichtlich ) hier ein Blick auf die Details :

 

> Der Bereich Technik ( Walzer, Punks & Schwarzes Ice, S. 108 ) ist in diesem Zusammenhang recht interessant. Anstatt ein paar Ermittlungsmethoden kurz zu umreißen und etwas Sachverstand durchblicken zu lassen, umgeht man dieses heikle Thema mit dem Verweis : Aus Platzgründen.

Spurensicherung ist sicherlich ziemlich uninteressant, aber was ist z.B. mit magischen Methoden wie dem Askennen eines Tatorts ? Was kann ein Magier auf diesem Wege erfahren und was nicht ? Was kann ein Magier durch das Askennen einer Leiche feststellen ?

Sowas ist ( meiner bescheidenen Meinung nach ) deshalb für Spieler interessant, weil sie so an zu-sätzliche Informationen kommen können, wenn sie z.B. an einem Run teilnehmen, der die Aufklär-ung eines Verbrechens zum Ziel hat oder einen Polizeimagier ( Stichwort alternative Konzepte )

spielen.

 

> Eine Automatikpistole wie die Ruger Thunderbolt ist deshalb als Polizeiwaffe ungeeignet, weil sie nur Salven verschießt. Damit können Unbeteiligte, die sich in der direkten Nähe des Ziel befin-den, vom Streufeuer getroffen werden. Normale Polizeibeamte können innerhalb ihrer Ausbildung nicht unbegrenzt an der Waffe ausgebildet werden und werden deshalb kaum in der Lage sein, kol-lateralen Schaden zu vermeiden. Eine Waffe wie die Ruger Thunderbolt ist nicht zum gezielten Schuß fähig und eignet sich schon allein deshalb nicht als Dienstwaffe normaler Polizisten.

Wenn man ins Lone Star Sourcebook schaut, stellt man fest, daß der normale Lone Star Straßen-Cop keine Ruger Thunderbolt, sondern einen Ruger Super Warhawk trägt. Die Ruger Thunder-bolt stammt zwar aus dem Lone Star Sourcebook, ist aber als Waffe für SWAT-Einheiten vorge-sehen, die durch ihr ständiges Spezialtraining im Umgang mit der Waffe geübter sind.

 

> Die Savalette Guardian verfügt zwar sowohl über einen halbautomatischen wie einen Salven-modus, hat aber eine interne Smartgun und ist - für eine Polizeiwaffe - zu teuer. Die interne Smart-gun ist deshalb hinderlich, weil man entweder alle Beamten mit einer Smartgunverbindung ausrüsten müßte ( also auch die Magier - und die werden sich für den Essenzverlust sicher bedanken ) oder die Pistolen mit einem Lasermarkierer nachrüsten müßte, was zusätzliche Kosten und eine Verschwen-dung der internen Smartgunverbindung bedeuten würde.

Bei einer Waffe mit HM und Salvenmodus besteht außerdem immer die Gefahr, daß Polizeibeamte in der Hitze des Gefechts versehentlich auf Salvenmodus umschalten und es dadurch zu kollateralem Schaden kommt. Und kollateraler Schaden kann nicht nur verletzte Zivilisten, sondern auch verletzte Polizisten bedeuten. Das wiederum kann aus Sicht einer Polizeibehörde nicht akzeptabel sein.

Man könnte allerdings jetzt anführen, private Polizisten hätten mehr " Spielraum " und bräuchten sich nicht um kollateralen Schaden zu kümmern. Doch das stimmt nicht. Da laut dem ersten Teil des Artikels die privaten Kräfte über Verträge verpflichtet werden, müssen gerade diese sehr auf ihren Ruf achten. Denn wenn der Ruf der betreffenden Firma ins Bodenlose sinkt, wird die zuständige Behörde den Vertrag nicht verlängern, um die Bürger wieder zu beruhigen und einen Sündenbock zu liefern, den man der Presse opfern kann.

Man mag zwar von den Deutschen halten, was man will - aber hier braucht es nicht unbedingt Vi-deoaufnahmen von Polizeibrutalität, damit die entsprechenden Stellen von öffentlicher Seite her Ärger bekommen. Das mag man zwar oft nicht sehen, aber das liegt wohl eher daran, daß Gerichts-verhandlungen nicht öffentlich übertragen werden. Die Ereignisse der Nacht des Zorns, die im ersten Deutschland in den Schatten dokumentiert wurden zeigen, daß man die Geschichte nicht vergessen hat. Warum gesteht man das nur Anarchisten zu ? Das ist schwarz-weiß Malerei und dem Shadowrun-Universum unwürdig, in dem schon mehr als einmal dokumentiert wurde, daß kaum etwas so einfach ist, wie es aussieht.

Hier ergibt sich übrigens ein weiterer Grund, warum private Polizeifirmen wohl kaum zum öffent-lichen Dienst zugelassen würden. Die Ereignisse der deutschen Geschichte zeigen, wie gefährlich eine Institution wie die Polizei ist, wenn sie in den falschen Händen liegt. Warum also sollte man in einem Staat mit so eindeutiger Vorgeschichte unkontrollierbaren Mächten wie Konzernen eine so wichtige Arbeit wie die der Polizei in die Hände legen ?

 

> Es ist übrigens kaum anzunehmen, daß deutsche Polizeieinheiten Colt Manhunter verwenden. Bei der Vergabe solcher Aufträge sieht man sich gewöhnlich zuerst im eigenen oder einem europäischen Land nach würdigen Kandidaten um. Und da Heckler & Koch oder Walter Firmen deutschen Ur-sprungs sind und schon verschiedene Polizeimodelle vorgestellt haben, wären die wohl sehr viel näher dran als Colt. Ares würde übrigens schon eher in Frage kommen, da Ares in multinationaler Konzern mit Sitz in der ADL ist. Colt hingegen - auch wenn zu Ares gehörig - ist eine amerikanische Marke. Wenn man schon eine Polizeiwaffe sucht, sollte man ein europäisches Modell nehmen - aber das würde ja Hintergrundwissen erfordern und zusätzliche Seiten verschlingen - und das geht ja nicht, richtig ?

 

> Das die Polizei neuerdings auch Schrotgewehre ( auch als Schrotflinten bekannt ) verwendet, ist vermutlich auch eine Idee aus dem Lone Star Sourcebook oder diverser amerikanischer Polizeise-rien. Schrotflinten werden gewöhnlich von SEKs benutzt, um Türen aufzusprengen. Und warum eine Schrotflinte benutzen ( die zusammen mit Munition angeschafft werden muß - d.h. zusätzliche Kos-ten ), wenn man eine MP zur Verfügung hat, die wesentlich genauer ist ?

 

> Wie sieht wohl der spezielle Fall aus, der die Ausgabe von Klingenwaffen wie Schwertern an Po-lizeibeamte rechtfertigt ? Wenn der Rasen vor dem Polizeipräsidium geschnitten werden muß ? Dann wäre allerdings ein dienstlich gelieferter Rasenmäher anzuraten.

Man braucht die Schwerter vielleicht, um Angriffe der berüchtigten Killer-Tomaten abzuwehren, da man nur diesem speziellen Critter mit einer Klingenwaffe beikommen könnte ( - alle anderen Crit-ter des Shadowrun-Universums würden sich über einen Uniformierten, der sie mit einer Klingenwaffe zu töten versucht, totlachen, wenn sie lachen könnten ).

Da die gemeine Killer-Tomate allerdings ( noch ) nicht zur Tierwelt des Shadowrun-Universums gehört, sehe ich hier keinen Handlungsbedarf. Ich könnte natürlich auch ein Quellenbuch übersehen haben. Wer also ein Killer-Tomato Sourcebook oder ein Handbuch des erwachten Gemüses, Teil I : Von der Monster-Artischocke zur Killer-Tomate zur Verfügung hat, möge mir bitte Bescheid sagen.

Vielleicht braucht man die Schwerter auch, um sich einen Pfad durch den Asphaltdschungel zu schlagen, wer weiß !? Hier stellt sich allerdings die Frage, ob es in dieser Form von Dschungel Pflan-zen gibt, die einem den Weg versperren, da der erste Teil des Wortes ( Asphalt- ) eigentlich auf ein Fehlen jeglicher natürlicher Pflanzen hinweist ( - auf asphaltiertem Boden kann nun einmal nichts wachsen - sollte man meinen ). Mutierte Tomatenpflanzen vielleicht ? Man sollte den Begriff des

" Asphaltdschungels " vielleicht besser nicht ganz so wörtlich nehmen.

In diesem Zusammenhang sind die Beamten des Trollkönigreichs Schwarzwald entweder alle Hobby-Baumfäller oder müssen sich gegen besonders große Killer-Tomaten zu Wehr setzen ( ist doch logisch, oder ? Große Trolle erfordern große Tomaten ). Ober ist es bei der Polizei des Troll-königreichs üblich, den ganzen Wald abzuholzen, wenn sich ein flüchtiger Bösewicht darin versteckt hat ?

Jetzt mal ernsthaft : Was wollen Polizeibeamte mit Klingenwaffen wie Schwertern oder Kampfäx-ten ? Die Zeiten, in denen jeder mit Degen herumlief und man sich damit duellierte, sind nun wirklich lange vorbei. Eine Klingenwaffe wie ein Schwert ist in den Händen eines Polizisten viel zu gefährlich.

Die Gefahr, Unbeteiligte damit zu verletzen, ist viel zu groß. Polizeibeamte dürfen - man sollte es kaum glauben - nur in Notwehr andere verletzen oder töten. Klingenwaffen sind reine Offensivwaf-fen. D.h. man kann sie nur zum Verletzen oder Töten seines Gegenübers einsetzen. Und das wieder-um kann NICHT Sinn einer Polizeiwaffe sein.

Wer hier einwirft : " Ja, aber die haben doch auch Pistolen zum Totschießen " , dem sei gesagt, daß die Handfeuerwaffe immer das LETZTE aller Mittel ist, die eingesetzt werden. Die Handfeuerwaffe wird nur eingesetzt, wenn alle anderen Mittel versagt haben oder Gefahr für Leib und Leben des Beamten oder anderer Personen besteht.

Taschenmesser, sogar Cougar Qualitätsmesser, wären noch verständlich, weil sich diese Messer aufgrund ihrer ( vergleichsweise geringen ) Länge als Multifunktionswerkzeuge einsetzen lassen.

Schwerter erfüllen diese Zwecke nicht, da sie dafür viel zu lang und unhandlich sind. Also wozu

soll das Ganze gut sein ?

 

> Thema Panzerungen : Warum hat die Polizei nur Teilrüstungen und keine Vollrüstungen ? Dafür gibt es ebenfalls keinen vernünftigen Grund.

 

> Nächster Kracher : Der Fuhrpark. Hier ließ man sich offenbar von diversen schlechten deutschen Polizeiserien inspirieren, in denen die Vorzeigebeamten immer die neusten Modelle fahren, die immer gewaschen und auf Hochglanz poliert sind. Polizeifahrzeuge auf dem neusten Stand zu halten ist ein-fach zu kostspielig und personalaufwendig. Außerdem werden diese Fahrzeuge jeden Tag von den unterschiedlichsten Fahrern beansprucht, befinden sich sozusagen im Dauereinsatz - und das geht an keinem Fahrzeug spurlos vorbei. Daran können auch die Mechaniker nichts ändern.

Die hochgezüchteten Sportwagen der Autobahnpolizei sind dabei der Gipfel. Es gibt zwar Sport-wagen bei der Autobahnpolizei, aber hochgezüchtete Maschinen wären viel zu anfällig und dem Dauereinsatz nicht lange gewachsen. Interessanterweise findet man dieselben Probleme im Rigger Handbuch wieder - und zwar unter Tuning auf Seite 124.

Diese " hochgezüchteten Sportwagen " im harten Dauereinsatz des Polizeialltags am Laufen zu halten ist zu kostspielig und personalaufwendig, um sich - selbst für eine " Polizeifirma " - zu rentie-ren. Man sollte sich vielleicht besser nicht von gewissen deutschen Polizeiserien inspirieren lassen, deren übertriebene Stunts auch noch grottenschlecht gemacht sind.

 

> Übrigens : Der Shadowtalk von " Warhead " ist wohl eher von einer amerikanischen Serie abge-kupfert, die wie die erstgenannte, deutsche Serie den Namen einer Schlange trägt.

 

> Zu guter Letzt : Justiz und Strafvollzug. Bevor man auch hier mit Unwissenheit glänzt, beschränkt man sich auf 24 Zeilen, in denen man eigentlich nur mitteilt, daß alles beim alten geblieben ist, längt das Ganze mit Shadowtalk auf und fertig. Klingt wie ein Rezept für Instant-Artikel. Man ersetze das Wasser mit Shadowtalk, gieße es dazu und fertig ist ein halbgarer Artikel von fast einer Spalte Län-ge. Fazinierend.

 

 

 

 

 

5. Berlin: Die Zeit danach :

 

Obwohl die Geschichte, die zur erneuten Teilung der Stadt Berlin geführt hat, recht schlüssig klingt, so hatte das Berlin des ersten Deutschland in den Schatten noch etwas Besonderes. Die Stadt der Anarchie war einmalig im Shadowrun-Universum - gerade wegen der dort herrschenden Zustände und Besonderheiten. Berlin war einmalig.

Leider ist zu sagen, daß das Wörtchen " war " hier von entscheidender Bedeutung ist. Mit dem plötzlichen Umschwung degradierte man die " Stadt der Anarchie " zu einem x-beliebigen Ort unter völliger Kontrolle der Konzerne. Natürlich wurden auch alle anderen Besonderheiten nahezu besei-tigt, die ehemals freie Presse gleichgeschaltet, die Universität in ein Konzern - kontrolliertes Institut wie alle anderen verwandelt - usw.

Wenn man sich das Shadowrun-Universum so ansieht, findet man viele völlig kontrollierte Orte, die den Visionen George Orwells ( " 1984 " ) erstaunlich nahe kommen. Als Ausgleich dazu finden sich jedoch immer wieder Orte, an denen ein Leben in Freiheit und ohne bzw. mit nur geringem Ein-fluß durch die Konzerne möglich ist. Zu diesen Orten gehörte Berlin - bis jetzt.

Das " neue " Berlin ist nichts anderes als ein schlechter Aufguß des Denver-Szenarios. Man nehme das Denver Campaign Set und transponiere es auf Berlin. Der einzige Unterschied zwischen Den-ver und Berlin ist, daß es in Denver sechs, in Berlin neun Sektoren gibt. Um das Szenario der Anar-chie nicht ganz aufzugeben, läßt man einfach ein paar unwichtige Stadtteile den Anarchisten. Toll.

Damit hat man das Shadowrun-Universum um einen schillernden Schauplatz ärmer gemacht. Im Gegensatz zum ersten Deutschland in den Schatten Quellenbuch hat man hier den Spielraum für Abenteuer derart eingeschränkt, daß sich wohl kaum sinnvolle Szenarien mehr entwickeln lassen.

Denn wie soll ein Schattenläuferteam bei der hier dokumentierten Konzernpräsents unbemerkt über die Sektorengrenzen kommen ? Was ist an einer Stadt interessant, die wie tausend andere von Kon-zernen völlig kontrolliert wird ? Denver ist interessant, weil es immer noch viele Möglichkeiten bietet und ist bzw. war der einzige Platz seiner Art im Shadowrun-Universum. Eine schlechte Kopie wie das " neue " Berlin muß zwangsläufig langweilig werden. Vielleicht sollte man manche Dinge besser so lassen, wie sie sind. Schade drum.